Pressespiegel 2024
Umjubelte „Schöpfung“ in der Christuskirche
Der Städtische Chor hat sein diesjähriges Frühlingskonzert mit Bravour gemeistert. Zusammen mit den erfahrenen Solisten Julia Obert (Sopran), Ferdinand Keller (Tenor) und Simon Robinson (Bass) brachten sie Haydns „Schöpfung“ in voller Pracht zum Erblühen. Begleitet von Musikern der Neuen Philharmonie Westfalen und unter dem Dirigat von Mateo Peñaloza Cecconi entfaltete sich in der Christuskirche ein sinnliches, bildhaftes, musikalisches Ganzes, das vom zahlreich erschienen Publikum stürmisch mit nicht enden wollendem Applaus und lautstarken Jubelrufen goutiert wurde. Es war ein schönes Konzert, das bei den Mitwirkenden wie auch beim Publikum vermutlich noch lange nachklingen wird.
Bernd Aulich, Recklinghäuser Zeitung im Dezember 2025
Der Städtische Chor Recklinghausen und die Neue Westfälische Philharmonie mit Brahms und Rossini
Zwischen Glaubensfrage und Opernbelcanto
Der Städtische Chor und die Neue Philharmonie Westfalen laden ein. Mit Gioachino Rossinis »Stabat Mater« und Johannes Brahms’ »Schicksalslied op. 54« stehen am Dienstag, 11. November um 19:30 Uhr zwei glanzvolle Meisterwerke der Romantik im Ruhrfestspielhaus auf dem Programm.
Brahms’ »Schicksalslied«, uraufgeführt 1871, ist auch heute noch ein Muss für jeden großen Konzertchor. Vom Leben im Licht in göttlicher Herrlichkeit im Kontrast zu irdischen Qualen und menschlichem Elend erzählt Brahms und spannt eine Klanglandschaft auf aus glanzvollen, himmlischen und bedrohlichen, düsteren Klängen. Doch anders als bei Hölderlin gibt es bei Brahms Hoffnung für die Menschen auf ein Leben im Paradies.
Rossinis »Stabat Mater« (1831/1842) zählt zu den schönsten Vertonungen des bekannten lateinischen Textes aus dem 13. Jahrhundert. Es schildert die Trauer und den Schmerz der Muttergottes beim Anblick ihres gekreuzigten Sohnes. In zehn Sätzen vereint das Werk das schönste Belcanto, vor Italianità sprühende Arien sowie den feinsten a-cappella-Gesang. Die Komposition entstand 12 Jahre nach Rossinis Abschied von der Opernbühne und ist eines seiner wenigen sakralen Kompositionen.
Ist das noch Kirchenmusik? Vielleicht. Gewiss ist das ein christlicher Glaube im Konzertsaal mit großartigen Klangräumen, die zu Kathedralen der Kunst und des Glaubens werden.
Bernd Aulich, Recklinghäuser Zeitung im November 2025
Mit Trauer und Trost auf den November abgestimmt
Im Chorkonzert der Neuen Philharmonie Westfalen harmonieren die vier jungen Solisten miteinander.
Der November gilt als Monat des Gedenkens an die Verstorbenen, als eine Zeit der Trauer und des Trostes. Auch das Wetter der letzten Tage, das eher an einen verspäteten goldenen Oktober erinnert, ändert nichts daran. Mateo Peñaloza Cecconi tat also gut daran, das Programm des obligatorischen jährlichen Chorkonzertes im Ruhrfestspielhaus mit der Neuen Philharmonie Westfalen (NPW) perfekt auf diese Tradition abzustimmen.
Seit 2022 leitet der junge Venezolaner, in seiner Hauptprofession zweiter Kapellmeister am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier, den gut 80-köpfigen Städtischen Chor Recklinghausen. Mit Mozarts Requiem setzte er gleich zum Einstand die Messlatte enorm hoch. Die Leistungen des Chores sind mit den Herausforderungen des ehrgeizigen Chorleiters durchaus erfreulich gewachsen.
Ein reizvoller Kontrast zeichnete den Auftritt im prall besetzten Kassiopeia-Ersatzsaal aus. Cecconi konfrontierte das 1871 in Karlsruhe uraufgeführte Schicksalslied von Johannes Brahms mit der vier Jahrzehnte zuvor entstandenen, erst 1842 in Paris aus der Taufe gehobenen Stabat-mater-Vertonung des italienischen Opernkomponisten Gioachino Rossini. Dass es als eines seiner wenigen geistlichen Werke ausgerechnet an einem Opernhaus herauskam, dem Théâtre Italien, birgt eine besondere Pointe. Und es erklärt die theatralischen Züge dieser Musik.
Mit dem Schicksalslied schuf Brahms, auch hier unverkennbar romantischer Melodiker, eine Musik, die sich einem der berühmtesten Gedichte Friedrich Hölderlins, jenem Schicksalslied aus dem Roman „Hyperion“, im Kontrast aus himmlisch entrückten Höhen und irdischer Härte aufs Engste anschmiegt. Fantastisch, wie Cecconi gedämpfte Streicher und gedämpften Chor erregend mit einer punktierten Chorpassage konfrontiert. Und wie fließend ihm der Übergang von der Orchestereinleitung zum Chorsatz gelingt.
So akkurat gelingt auch Rossinis Stabat mater zum spätmittelalterlichen lateinischen Text, über dessen Autor bis heute gerätselt wird. Ein viergeteilter Chorsatz in der Introduktion, einer veritablen Opern-Ouvertüre, ein von den Herren angestimmter, von den Damen fortgeführter A-cappella-Chorsatz und ein aufregend bewegter Finalsatz zählen zu den Herausforderungen, die der Städtische Chor homogen und mit der nötigen Schlagkraft im Finale meisterte.
Noch höher sind die Anforderungen an die vier Solisten. Mit vier jungen, lyrisch geprägten Stimmen waren diese Partien vortrefflich besetzt.
Die Amerikanerin Rebecca Davis, eine Sopranistin mit Strahlkraft, ragte nicht nur in ihrer Inflammatus-Arie hervor, gefolgt von der schon zum dritten Mal gastierenden, zart intonierenden niederländischen Mezzosopranistin Vera Fiselier, dem vortrefflich artikulierenden österreichisch-slowenischen Bassisten Philipp Kranjc und dem mexikanischen Tenor Ángel Macías, dem in seiner Arie sogar ein hohes C mühelos gelang.
Bernd Aulich, Recklinghäuser Zeitung im November 2025