Pressespiegel der Konzerte 2018
- Dienstag 13. November 2018 im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen
- Elias. Felix Mendelssohn
- Leitung Alfred Schulze Aulenkamp
Keine Spur von Opernnähe
Der städtische Chor RE beweist beim „Elias“ Format
Felix Mendelssohn zählte zu den Größten Bewunderern der in England entstandenen Oratorien Georg Friedrich Händels. Dabei waren dessen Oratorien nichts anderes als verkappte Opern im geistlichen Gewand. Das Mendelssohns romantisch geprägtes Oratorium „Elias“ geraumer Zeit szenische Wucht auf der Opernbühne entfacht, erscheint gediegenen Chordirigenten wie ein Gräuel gegen den heiligen Geist erhabener Musik.
Zu ihnen muss man den passionierten Chorerzieher Alfred Schulze Aulenkamp rechnen. Der langjährige Chef der Musikschule Gelsenkirchen leitet seit zwölf Jahren die künstlerischen Geschicke des 80-köpfigen städtischen Chores Recklinghausen.
Schon 2009 hat er mit dem ambitionierten Laienchor den „Elias“ im Ruhrfestspielhaus gemeistert. Die Neuauflage im traditionellen November-Chorkonzert der Neuen Philharmonie Westfalen weitete aus, was sich damals andeutete: ein eigenwillig akzentuiertes Werkverständnis. Deutlicher als damals ist dem opulenten Oratorium jede Opernnähe wie Beelzebub ausgetrieben. Schulze Aulenkamps Lesart steht gar nicht erst im Verdacht, lebhafte szenische Fantasien evozieren zu wollen. Schlicht und erhaben ist seine Einstudierung geraten. Geradezu pietistisch wirkt der melodische Schmelz.
Jedes Detail wird ausgiebig betrachtet
Dramatisch pointierte Fassungen des Werkes dauern wenigen als zwei Stunden. Schulze-Aulenkamp weitet es um gut eine Viertelstunde aus, um jedes Detail ausgiebig zu betrachten. Das führt im weichen, breit angelegten Klangbild bei sanften Aufwallungen zu verhaltenen Orchesterstimmungen und reizvollen Farben. Dem Chor kommt die zelebrierende Lesart durchaus zugute.
Als Hauptakteur ist auch er nicht auf wuchtige Durchschlagskraft getrimmt. Die akkurate, ausgiebige Einstudierung zahlt sich aus in gut ausbalancierten mehrstimmigen Passagen und einer bewegenden Gestaltung.
Als Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn wuchs Felix Mendelssohn im Geist der Aufklärung auf. Der prägt sein Oratorium.
Nach der alttestamentarischen Legende aus dem Buch der Könige erzählt es von den vielen Versuchungen des Götzenglaubens Baals und den Wundertaten des letzten alttestamentarischen Propheten, der die verirrten Israeliten auf den Pfad des rechten Glaubens an den allmächtigen Gott zurückführt.
Ihn singt Chrisoph Scheeben nicht als profunder Bass sondern als Basso contabile, wie man ihn eher aus Opern des Barock kennt. Inbrunst mit großen Ausbrüchen beweist Annabelle Heinens ausgereifter, geschmeidig geführter Sopran. Elvira Bills Alt besticht durch samtene, verhalten dunkle Pracht. Markus Franckes ungekünstelter Tenor klingt trefflich kultiviert. Aus den Chorreihen zeigen sich Nadine Trefzer, Anja Günther, Andreas Fischer und Thomas Demmler kleineren solistischen Aufgaben hinlänglich gewachsen. Das Publikum reagierte mit freundlichem Applaus.
Bernd Aulich, Recklinghäuser Zeitung, 25. November 2018
- Samstag, 23. Juni 2018 in der Christuskirche Recklinghausen
- Franz Schubert, Messe ES-Dur D 950 / Intende voci
- Leitung Alfred Schulze Aulenkamp
Ein Klangerlebnis
Der Städtische Chor begeistert in der Christuskirche
Unzählige Probenstunden haben die Mitglieder des Städtischen Chores in ihrer Freizeit investiert, um den Besuchern ein weiteres Konzertereignis in der Christuskirche zu präsentieren
Unter der Leitung von Alfred Schulze-Aulenkamp und unter Mitwirkung der Neuen Philharmonie Westfalen kamen Franz Schuberts „Intende Voci“ und die Messe in Es Dur (D950) zur Aufführung. Nicht wenige halten die Messe für das größte, aber auch das schönste Stück aus der Feder des Österreichers, nach dessen Beendigung er nur kurze Zeit später mit nur 31 Jahren verstarb.
Unterbrechung Textlänge
Schon die Eröffnung des Konzertabends mi der Arie „Intende Voci“, gesungen vom Tenor Fabian Strotmann, zog die zahlreichen Gäste in ihren Bann. Der Sänger harmonierte bestens mit Orchester und Chor, ein wahres Klangerlebnis. Dann stand das Hauptwerk in nichts nach, konnte der Chorleiter doch mit Tina Bier (Sopran), Eva Nesselrath (Alt), Kieran Carrel (Tenor) und Gregor Finke (Bass) weitere hochkarätige Solisten verpflichten. Aber auch den Sängerinnen und Sängern des Städtischen Chores galt am Ende der kräftige Applaus der Zuhörer in der Christuskirche.
West. (sb) Medienhaus Bauer, 27. Juni 2018
Foto mit freundlicher Genehmigung: Sebastian Balint